Donnerstag, 22. Dezember 2011

Weihnachtsmärkte


Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt
In Deutschland sind sie extrem beliebt und sie ziehen jährlich Millionen Touristen an: Weihnachtsmärkte. Jeder kennt sie und die meisten Menschen lieben sie. Und obwohl sich vermutlich jeder schon einmal über einen Weihnachtsmarkt geärgert hat ("zu wenig Kunsthandwerk", "komisches Publikum", "lieblos gestaltet") geht man doch immer wieder hin. Was aber macht nun einen guten Weihnachtsmarkt aus und wo sollte man hingehen? Hier ein paar Tipps!

Leckereien und Kunsthandwerk

Das Besondere an Weihnachtsmärkten sind ja vor allem die Leckereien und das Kunsthandwerk. Während aber das Kunsthandwerk auf vielen Märkten immer stärker in den Hintergrund gedrängt wird, steht Essen und vor allem Trinken immer stärker im Vordergrund - leider. Klar ist Glühwein lecker und von mir aus darf es auch ein Crepe oder eine Bratwurst sein. Aber wenn von 25 Ständen 12 Bratwürste und 12 Glühwein verkaufen macht das schlendern wenig Spaß.
Meiner Erfahrung nach sind inzwischen die besten Weihnachtsmärkte diejenigen, die nicht allein auf weiter Flur sind. Jede mittelgroße Stadt in Deutschland hat einen Weihnachtsmarkt. Richtig große Städte wie Köln, Berlin oder Hamburg haben oft mehrere. Da sich die einzelnen Märkte somit natürlich auch Konkurrenz machen, versucht jeder Markt sich vom jeweils anderen in irgendeiner Form abzugrenzen. Konkurrenz belebt eben auch hier das Geschäft. Es dürfte somit wohl kein Zufall sein, dass meine beiden derzeitigen Lieblingsweihnachtsmärkte in Berlin Mitte sind, wo es gleich vier (!) Weihnachtsmärkte in unmittelbarer Umgebung gibt, die man zu Fuß erreichen kann.

Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt

Dieser Weihnachtsmarkt gehört inzwischen zu den Klassikern und er kostet 1 Euro Eintritt. Nicht zu viel für einen der schönsten Weihnachtsmärkte in Berlin. Romantisch zwischen Schauspielhaus, Deutschem und Französischem Dom gelegen. Hier gibt es Schlemmereien der verschiedensten Art und das Kunsthandwerk ist sehr zahlreich vertreten. Zwar wirkt der Markt ein wenig elitär, aber wer romantische und weihnachtliche Stimmung möchte, ist hier definitiv richtig. Vor allem die schön angestrahlten Gebäude um den Weihnachtsmarkt herum, geben dem ganzen ein tolles Flair.

Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus

Riesenrad des Weihnachtsmarktes vor dem Roten Rathaus
Direkt am Roten Rathaus, um den Neptun Brunnen herum, schlängelt sich derzeit der vielleicht schönste Weihnachtsmarkt in Berlin. Klein aber fein gibt es alles, was das Weihnachtsherz begehrt. Als kleine Besonderheiten gibt es um den Neptunbrunnen herum eine Eisbahn und ein Riesenrad. Außerdem wurde eine kleine Straße dem Berlin um die Jahrhundertwende nachempfunden. Alles mit viel Liebe zu Detail gestaltet und toll ausgeleuchtet. Die Kinder werden alle paar Stunden vom Weihnachtsmann in seinem fliegenden Schlitten begrüßt. Was will man mehr?

Dies nur als kleiner Weihnachtstipp! Beide Weihnachtsmärkte sind noch in den nächsten Tagen offen. Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag haben beide Märkte bis 21 Uhr auf. Wer einen Spaziergang nach der allgemeinen Weihnachtsvöllerei in Erwägung zieht, dem seien beide Weihnachtsmärkte ans Herz gelegt.

Mehr Informationen gibt es auf den Homepages der Weihnachtsmärkte:



Frohe Weihnachten!

Sonntag, 4. Dezember 2011

Bye-bye tischtennis!

Mein letztes Exemplar "tischtennis"
Ich habe schon länger angekündigt mal einen Beitrag über eine meiner größten Leidenschaften - den Tischtennisport - zu machen. Der eine oder andere wird nun erstaunt über die Überschrift sein. Keine Sorge, ich höre nicht mit Tischtennis auf. Dafür macht mir das viel zu viel Spaß.

Es geht hier nicht um den Sport an sich, sondern um das Magazin "tischtennis" des Philippka Sportverlages in Münster. Wer das Magazin nicht kennen sollte: Es handelt sich um dabei um das einzig mir bekannte deutschsprachige deutschlandweite Tischtennismagazin. Es erscheint monatlich und enthält Informationen aus den Bundesligen und zu verschiedenen nationalen und Internationalen Turnieren.

Vereinszeitung

Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit als Sportfunktionär habe ich dieses Magazin abonniert, was für eine Einzelperson eher ungewöhnlich ist. Eigentlich ist das Magazin nämlich das "amtliche Organ des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB)" - oder vereinfacht ausgedrückt: eine Vereinszeitung.
Nun ist der DTTB natürlich kein gewöhnlicher Sportverein sondern ein Spitzensportverband, also eine übergeordnete Institution, die den Sport deutschlandweit fördern und international vertreten soll. Mitglieder von Spitzensportverbänden sind aber keine Einzelpersonen sondern Sportvereine. Und da auch in "normalen" Vereinen jedes Mitglied mit der Vereinszeitung beglückt wird, muss jeder Tischtennis Verein in Deutschland ein Exemplar des Magazins "tischtennis" beziehen. Dieses Vereinsexemplar geht in der Regel an den Vorsitzenden. Wie viele Einzelpersonen die Zeitschrift beziehen, ist mir nicht bekannt. Einzelne Exemplare gibt es nur in Tischtennisläden und einigen wenigen Kiosken in Deutschland.

Wer braucht "tischtennis"?

Für wen aber ist dieses Magazin eigentlich interessant? Wer liest es?  Ursprünglich war das Magazin als reines Informationsblatt für "Amtliche Mitteilungen" gedacht. Hier wurden wichtige Entscheidungen des DTTB abgedruckt und galten somit offiziell als veröffentlicht. Eine sehr einfache und effektive Methode der Informationsverpflichtung seinen Mitglieder gegenüber nach zu kommen. Daher erklärt sich auch, warum jeder Verein in Deutschland das Magazin beziehen muss. Nur so konnte gewährleistet werden, dass auch wirklich jeder Verein informiert wurde.
Im Laufe der Jahre hat sich aus den amtlichen Nachrichten ein professionelles Magazin entwickelt. Die Aufmachung ist in Hochglanzpapier und die Berichte sind von professionellen Journalisten geschrieben, die aus der Tischtennisszene stammen. Klingt erst mal toll, aber auf den zweiten Blick wird schnell deutlich, dass das Magazin ein ernsthaftes Problem hat: es ist vollkommen uninteressant für die erreichte Zielgruppe.

Hauptabnehmer sind wie schon erwähnt Vereine und vielleicht noch einige Funktionäre. Deren Haupttätigkeit liegt in der Verwaltung und Bearbeitung des Tischtennissports in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Dies kann - und ich spreche da aus Erfahrung - eine sehr anspruchsvolle und zeitraubende Tätigkeit sein. Ein Mitglied eines Bezirksvorstandes hat neben Sitzungen, Telefonaten und Emails in der Regel ja auch noch Veranstaltungen wie Bezirksmeisterschaften, Pokalmeisterschaften usw. zu organisieren und zu besuchen. Oftmals sind diese Leute zusätzlich noch in ihren Vereinen tätig und/oder sogar noch selbst als Spieler aktiv. Alles ehrenamtlich versteht sich.

Viel Bilder, wenig Informationen

Welche Informationen bekommt so jemand nun von "tischtennis"? Die traurige Antwort: fast keine. Das Magazin besteht nämlich zum größten Teil aus Ergebnissen und Berichten der Bundesliga und der Nationalmannschaften. Meist werden dann noch Vergleiche mit China gezogen und mal ein Spieler porträtiert. Die optische Aufmachung ist sehr gut. Tolle Bilder, alles in Hochglanz und sehr gut layoutet. Aber der Inhalt...nunja. Es ist sehr seichtes und meist wenig interessantes Geschwafel. Aber das ist nicht das schlimmste: Es ist sogar so geschrieben, als wolle man Leute ansprechen, die gar nicht aus der Tischtennisszene stammen. Ja wen um Himmels Willen denn sonst? Schachspieler? Von einem Tischtennis-Fachmagazin erwarte ich auch Insiderberichte und Hintergründe. Wenn ich tolle Bilder haben will, kaufe ich mir andere Hochglanzmagazine.
Zu allem Überfluss ist der Inhalt meist auch noch ordentlich veraltet. Wenn im Oktober eine Europameisterschaft statt gefunden hat, gibt es irgendwann im November einen Bericht darüber, der exakt das wiedergibt, was ich schon im Internet erfahren konnte. Toll.
Ähnliches sieht es mit den "Regionalseiten" (diese schwarz-weiß-Seiten in der Mitte des Heftes) aus. Die waren ursprünglich mal dafür gedacht, dass man Informationen direkt aus den jeweiligen Landesverbänden erhält. Da diese Berichte oftmals ehrenamtlich produziert werden, ist die Qualität ohnehin sehr schwankend, was ich aber nicht als problematisch ansehe. Schlimmer finde ich, dass die Landesverbände einfach alles hin schicken, was sie so haben und nicht extra produzieren müssen. Mal abgesehen davon, dass ich nach fast 20 Jahren Funktionärstätigkeit Siegerehrungsfotos vor hässlichem Hintergrund - aufgenommen mit billigen Kameras - nicht mehr sehen kann, ist der einzig relevante Inhalt das Ergebnis selbst. Sollte es mich interessieren, kann ich das aber bereits Wochen vorher auf der Homepage des Verbandes bekommen.

Absolut unkritisch

Am schlimmsten finde ich aber die dauerhafte Selbstbeweihräucherung und unkritische Berichterstattung. Negatives hört man eigentlich nur, wenn eine Nationalmannschaft so richtig enttäuscht hat. In der jüngeren Vergangenheit gelegentlich bei den Damen geschehen. Selbst die größte Umstrukturierung in der Geschichte des DTTB vor knapp zwei Jahren wurde in dem Heft kaum diskutiert. Es gab mal einen kurzen Bericht über einen DTTB-Bundestag und dass es da Streit gab und das Präsidium ein bisschen kritisiert wurde. Dass bei dem Konflikt Jahrzehnte alte Freundschaften zerbrochen sind, hochrangige Funktionäre sich gegenseitig verklagt haben und einzelne Bundesländer sogar gedroht haben aus dem DTTB aus zu treten (!!) wurde nur am Rande erwähnt. Mann stelle sich vor, was los wäre, wenn das im Fußball passieren würde.
Nicht einmal eine Glosse, Satire oder ähnliches kann man in dem Magazin finden. Da "tischtennis" aber nicht unabhängig ist, sondern eben direkt vom DTTB kontrolliert und auch zu großen Teilen finanziert wird, liegt der Verdacht nah, dass man da nicht viel kritisches haben will.

Ich brauche kein "tischtennis"

Der Tischtennis-Sport ist und bleibt eine Randsportart. Daran ändern die Weltmeisterschafts- und Olympiaerfolge der Herren in den letzten Jahren nichts. Auch die vielen Europameistertitel von Timo Boll helfen da nicht weiter. Leider scheinen die Macher aber zu glauben, dass man ein Magazin für die Allgemeinheit, ähnlich wie bei Fußballmagazinen, machen sollte.

Natürlich gibt es auch informatives in dem Magazin. So gehört die Rubrik "Regelfragen", bei denen Leser knifflige Regelfragen an die Redaktion stellen können, zu den wenigen Rubriken, die ich immer lese. Auch gibt es hier und da mal ein Interview, was nicht uninteressant ist. Aber mehr als eine halbe Stunde verbringe ich eigentlich nie mit einer Ausgabe.

Da ich im kommenden Jahr einen längeren Auslandsaufenthalt (nähere Infos dazu kommen noch) vor mir habe, habe ich die Gelegenheit genutzt und mein Abo für "tischtennis" zum Ende des Jahres gekündigt. Die aktuelle Ausgabe Dezember 2011 ist also meine letzte. Sollte sich das Magazin in naher Zukunft grundlegend ändern, bin ich vielleicht wieder bereit es zu abonnieren. Gerne gebe ich auch ein paar Tipps, falls gewünscht.

Ich überlege übrigens einen "kritischen Blog" über Tischtennis zu eröffnen und bräuchte dazu Leute, die mitmachen würden. Alleine ist das nicht zu leisten. Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden.

Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen: Bye-bye tischtennis!

Dienstag, 22. November 2011

Volksabstimmung Stuttgart 21 – Meinungsbildung schwer gemacht!


Eines vorweg: Ich wohne erst seit zwei Jahren in Baden-Württemberg, aber nicht im „Ländle“ sondern in Nord-Baden in der Nähe von Mannheim. Eigentlich ist also die Abstimmung über das Großprojekt Stuttgart 21 für mich als gebürtigen Berliner emotional und geographisch weit weg. Ich fühle mich keinster Weise für die Region Stuttgart verantwortlich oder bilde mir ein, mir ein objektives Bild von der Lage machen zu können. Ich weiß auch nicht, ob man eher den Befürwortern oder den Gegnern des Großbauprojektes glauben sollte. Beide Seiten beschimpfen und beschuldigen sich gleich übel. Dabei habe ich mir sogar große Teile der Schlichtungsgespräche im TV oder Internet angeschaut und glaube von mir sagen können, politisch interessiert zu sein. Aber obwohl ich mir nicht anmaße eine sinnvolle Entscheidung für oder gegen Stuttgart 21 treffen zu können, bin ich nun gezwungen mich noch einmal intensiv damit auseinander zu setzen, denn am kommenden Sonntag, den 27.11.2011 darf ich über Stuttgart 21 abstimmen.

Volksabstimmungen haben den Ruf nicht sehr beliebt bei den Politikern zu sein. Aus ihrer Sicht durchaus verständlich, wird ihnen doch eine gewisse Entscheidungsbefugnis entzogen. Dass viele Politiker das Volk nur als „Stimmvieh“ begreifen, macht die Sache keineswegs besser.
Als Berliner habe ich bereits drei Volksabstimmungen (Länderfusion 1996, Flughafen-Tempelhof 2008 und Pro Reli 2009) mitmachen dürfen und habe somit zumindest ein paar Erfahrungen in dem Bereich. Ich bin grundsätzlich dafür die Möglichkeit von Volksentscheiden auszuweiten und wenn möglich auch auf Bundesebene zuzulassen. Allerdings sind nicht alle Themen geeignet für eine Volksabstimmung. Würde man beispielsweise das Volk über den Bundeshaushalt entscheiden lassen, wäre das vermutlich fatal. Als Ideal stelle ich mir eine ausgewogene Mischung aus direkter und repräsentativer Demokratie vor.

Verständlichkeit der Fragestellung

Das Problem einer Volksabstimmung ist es, dem „normalsterblichen“ Bürger das Problem und die Lösungsmöglichkeiten begreiflich zu machen. Nicht selten geht es dabei um sehr komplexe Sachverhalte, die selbst Experten nur schwer einschätzen können. Bei Stuttgart 21 ist es leider nicht anders. Die wichtigste Erkenntnis aus den Schlichtungsgesprächen zu Stuttgart 21 war, dass sich selbst die Experten uneins sind. Wie „massenkompatibel“ ist nun die Volksabstimmung in BaWü? Werfen wir als erstes ein Blick auf die eigentlich Frage, die beantwortet werden muss. Diese findet man in einem kleinen Informationsheft, was allen Haushalten zugestellt wurde. Auf der vorletzten Seite befindet sich ein Muster eines Abstimmzettels:



Mal ganz ehrlich: Wer hat auf Anhieb, beim ersten mal lesen, sofort verstanden, wo er das Kreuz machen muss? Niemand? Also nochmal lesen! Nach kurzer Zeit versteht man, dass wenn man FÜR Stuttgart 21 ist, man NEIN ankreuzen muss und wenn man GEGEN Stuttgart 21 ist ein JA. Mich würde nach der Abstimmung eine Statistik interessieren, wie viele Leute das falsch gemacht haben.

Das S 21-Kündigungsgesetz

Die nächste Frage, die sich aus dem Abstimmungszettel ergibt, ist „Was ist das S 21-Kündigungsgesetz?“ Dieses Gesetz ermächtigt – grob gesagt – die aktuelle Landesregierung bestimmte Verträge mit der Bahn und Bauunternehmen im Zusammenhang mit Stuttgart 21 zu kündigen. Welche das sind und welche Verträge die Landesregierung vor hat zu kündigen, geht aus dem Gesetz nicht hervor. Der Gesetzestext ist übrigens auf der Rückseite der Wahlbenachrichtigung abgedruckt. Er sieht so aus:



Wer jetzt denkt „Hä? Das ist alles?“, dem geht es so wie mir. Diese lumpigen paar Zeilen sollen lösen, was keine Schlichtung, keine Demonstration und keine politische Auseinandersetzung geschafft hat? Kaum zu glauben, aber wahr!

Phrasen als Begründungen

Viele werden nun denken: „Die Bürger sind aber klüger, als viele glauben!“ Und damit haben sie völlig recht. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass man den Bürgern die Mündigkeit absprechen sollte. Aber man muss ihnen die Problematik auch mit klar verständlichen Worten erläutern. Die Antwort auf mangelnde Transparenz und geringes demokratisches Mitspracherecht kann nicht „Juristendeutsch“ heißen. Das ganze erinnert mich unweigerlich an die Werbespots der ERGO Versicherungsgruppe, die einem zum Teil ja direkt aus dem Herzen sprechen.
Es gibt Versuche, die Problematik dem Volk näher zu bringen. Besagtes Informationsheftchen enthält beispielsweise 10 Gründe für und 10 Gründe gegen Stuttgart 21. Interessanterweise wird das im Inhaltsverzeichnis so formuliert:

Zehn Gründe FÜR die Kündigung und Auflösung der Finanzierungsvereinbarung zu Stuttgart 21“

und

Zehn Gründe GEGEN die Kündigung und Auflösung der Finanzierungsvereinbarung zu Stuttgart 21“

Die Wort „für“ und „gegen“ werden auch im Heft mit Großbuchstaben geschrieben. Alles eher verwirrend, wie ich finde.
Aber auch die eigentlichen Begründungen sind nicht unbedingt sehr zielführend. Ein Beispiel von vielen:

Gegen Stuttgart 21:
Stuttgart 21 ist zum Schaden des Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger. Das Projekt bleibt weiter hinter den Versprechen zurück. Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum geringeren Nutzen. Stuttgart 21 heißt: zu viel Geld für zu wenig Bahnhof!“

Für Stuttgart 21:
Ganz Baden-Württemberg profitiert von Stuttgart 21. Die Fahrtzeiten werden verkürzt, Verbindungen verbessert und der Schienenverkehr dadurch attraktiver. Es werden Arbeitsplätze weit über die Region hinaus geschaffen.“

Tja, und nun? Es steht Aussage gegen Aussage. Noch ein Beispiel? Bitte:

Gegen Stuttgart 21:
Schon vor Baubeginn sind die Kosten von knapp 3,076 Milliarden Euro bei Vertragsabschluss bis knapp unter den Kostendeckel von 4,5 Milliarden Euro gestiegen.“

Für Stuttgart 21:
Die neuste Kostenkalkulation bestätigt: S 21 ist im Kostenrahmen und hält weiterhin einen Puffer für mögliche Baupreissteigerungen vor.“

Schaut man genau hin, sind sich hier sogar beide einig, nur sieht jeder es als SEIN Argument an. Und so geht es munter weiter. Es gibt noch einige weitere Erläuterungen in dem Heftchen, die eigentlich nur Leuten, die ihre Entscheidung schon gefällt haben, in ihrer Meinung bestärken. Eine differenzierte Meinungsbildung kann mit dieser Broschüre wohl eher nicht erfolgen.
Es gibt dann zusätzlich noch eine Internetseite, die mit kleinen Videos und Textbeiträgen die Bürger informieren zu versucht. Dort man man sich übrigens auch besagte Broschüre als PDF herunter laden. Insgesamt ist die Seite aber in etwa so informativ wie die Videobotschaften der Kanzlerin auf Youtube.
Vielleicht gibt es auch in dieser Woche noch viele Informationsstände und Aktionen, die auf die Volksabstimmung hinweisen werden und informieren wollen. Allerdings habe ich bei mir hier bisher nichts dergleichen gesehen. Wäre schade, wenn sich solche Aktionen nur auf den Raum Stuttgart beschränken würden, denn abgestimmt wird in ganz BaWü!
Natürlich gibt es hunderte weiterer Seiten und Blogs, die sich auf die eine oder andere Seite mit dem Thema befassen, aber neutrale Informationen zu erhalten ist nahezu unmöglich. Zu emotional wird die Debatte inzwischen geführt.

Volksabstimmung als neues Instrument der Demokratie

Nur damit das richtig verstanden wird: Ich bin froh, dass es diese Volksabstimmung gibt und ich vermute sogar, dass es aus juristischen Gründen kaum eine andere Möglichkeit gegeben hätte, die Volksabstimmung so zu gestalten, wie sie nun laufen wird. So gesehen muss man den Grünen in BaWü danken, dass sie die erste Volksabstimmung in diesem Bundesland überhaupt möglich gemacht haben. Aber die ganze Vorgehensweise zeigt: Im Umgang mit Volksabstimmungen sind die Politiker gerade in BaWü bisher unerfahren und ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt so richtig darüber nachgedacht wurde, dass man auch den normalen Menschen erklären muss, was das alles bedeutet.
Zu dieser Unerfahrenheit gehört auch der Umgang mit dem Ergebnis. Ich bin gespannt, wie die unterlegene Seite reagieren wird. Die Politiker werden sicherlich das tun, was sie immer tun. Sie werden sich ab dem 27.11.2011 19 Uhr zurück lehnen und sagen „Das Volk hat entschieden!“ Hier kann man nun auch ganz bequem die Verantwortung auf jemand anderes verschieben.

Ende des Konflikts

Gespannt darf man allerdings darauf sein, wie die bürgerlichen Konfliktparteien auf das Ergebnis reagieren werden. Es wird sich zeigen, ob beide Seiten wirklich verstanden haben, welche Bedeutung diese Abstimmung hat. Diese Volksabstimmung ist der letzte Schritt eines jahrelang anhaltenden Streits. Was viele auf beiden Seiten aber vielleicht nicht begreifen: es MUSS der letzte Schritt sein. Auf beiden Seiten wurde immer wieder gerne betont, dass es um den „Willen des Volkes“ geht. Beide Seiten haben immer wieder betont, dass ihre Position der „Wunsch der Mehrheit“ ist ohne dies irgendwie belegen zu können. Nun ist es soweit! Das Volk wird befragt und egal, wie es ausgeht: Die Unterlegenen sollten sich fügen, denn es gehört auch zu einer Demokratie, die Mehrheiten anzuerkennen – gerade nach einer Volksabstimmung! Allerdings habe ich so meine Zweifel, dass diese Information bei wirklich allen Demonstranten angekommen ist. Zu emotional ist die Auseinandersetzung inzwischen geworden.

Man kann nur hoffen, dass es in Zukunft mehr Volksabstimmungen geben wird und man aus dieser hier lernt. Wenn es die neuen politischen Kräfte in Baden-Württemberg wirklich ernst meinen mit einem neuen Demokratieverständnis sollten sie als nächstes die sehr hohen Hürden für Volksabstimmungen senken. Das wäre mal ein echtes Zeichen von Veränderung!


Übrigens: Derzeit tendiere ich dazu FÜR Stuttgart 21 also GEGEN das Kündigungsgesetz zu stimmen. Aber entschieden habe ich mich noch nicht. Vielleicht findet ja noch jemand das richtige Argument mich für eine Seite zu begeistern. Viel Hoffnung habe ich aber nicht.

Update vom 26.11.2011:
Eben gerade habe ich zufällig dieses Video auf der Seite der Südwest Presse entdeckt, was die von mir hier angesprochene Thematik ganz gut verdeutlicht, auch wenn das natürlich nicht repräsentativ ist.





Dienstag, 8. November 2011

7 Tage Fasten - Das Fazit

Es ist nun schon einige Zeit her, dass ich mein Fastenprojekt abgeschlossen habe. Ich hatte noch ein kleines Fazit versprochen, bin aber leider erst jetzt dazu gekommen, was zu schreiben.

Wie ich schon in meinem ersten Blogeintrag zum Fastenthema kurz ausgeführt habe, war das Ganze für mich nur ein Experiment. Es diente weder einem gesundheitlichen noch einem politischen oder gar religiösen Zweck. Ich habe mir einfach schon seit längerem die Frage gestellt, wie einfach oder schwierig es eigentlich ist zu fasten. Interessant ist auch die Frage, inwieweit Fasten eigentlich alltagstauglich ist.

Die Vorbereitung

Als Vorbereitung darauf habe ich mal ein wenig im Internet gewühlt und mir die Tipps diverser Seiten durchgelesen. Auch in das eine oder andere Buch habe ich mal rein geschaut. Auf das komplette Durcharbeiten der Bücher habe ich aber verzichtet.
Beschäftigt man sich mit dem Thema, stellt man schnell fest, dass es viele verschiedene Arten von Fastenkuren gibt. Diese unterscheiden sich in der Art und Menge der Tees und Säfte, die man so in der Zeit zu sich nehmen darf und sollte. Hier gehen die Meinungen zum Teil weit auseinander. Das Ziel ist aber komischerweise bei allen gleich: Sich hinterher besser fühlen. Es geht nicht, wie man vielleicht annehmen sollte um Gewichtsabnahme oder um einen echten gesundheitlichen Effekt. Nein, das Primärziel ist schlicht "Sich besser fühlen!" Zum Thema Gewichtsabnahme sind sich die Ratgeber auch ziemlich einig: Fasten ist keine Diät!

Sich wohl fühlen

Wie aber erreicht man nun dieses wohlige Gefühl, dass einem die Fastenratgeber versprechen? Das Zauberwort hier heißt "Darmreinigung". Die meisten Fastenkuren gehen davon aus, dass ein gereinigter Darm ein glücklicher Darm ist. Und um einen sehr bekannten Werbespruch etwas frei zu zitieren: "Ist der Darm glücklich, freut sich der Mensch!"
Wie ich aus meiner eigenen Ausbildung (studierter Biologe und ausgebildeter Sanitäter) weiß, hat der Darm in der Tat einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Eine ganze Industrie hat sich dieses Wissen bereits zu nutze gemacht: die Joghurt-Industrie. Mit so griffigen Schlagworten wie "linksdrehende Jogurtkulturen" oder irgendwelchem "probiotischem" Krempel wird einem suggeriert, dass man da gaaaaanz liebe Mikroorganismen in den Körper lässt, die mal ordentlich aufräumen und den Darm liebkosen. Das Problem: Es gibt keinen Beweis dafür, dass das überhaupt funktioniert. Bevor nämlich die Joghurt-Kulturen in den Darm gelangen, müssen sie durch den Magen. Dieser hat eine sehr interessante Funktion: Er tötet Bakterien und Mikroorganismen weitgehend ab, damit diese sich nicht im Körper ausbreiten und Krankheiten verursachen können.

Wer sich mit fasten beschäftigt, merkt schnell, dass "sich wohl fühlen" ein sehr relativer Begriff ist. Generell ist Fasten immer als eine Art Gesamtkonzept zu begreifen, in dem es um Erholung und und Ruhe geht. So soll man "abschalten", in "Ruhe spazieren gehen" und sich auch mal "etwas gönnen". Nun wird sich der eine oder andere fragen, was man sich denn da noch gönnen könnte, wenn man doch fastet. Ich komme nicht umhin den Fastenanhängern eine gewisse masochistische Ader zu unterstellen, denn ein zentrales Thema ist immer wieder das Abführen und die schon angesprochene Darmreinigung. Wie man abführt ist eigentlich egal, Hauptsache es wird getan. Empfohlen wird dabei immer wieder der gute alte Einlauf! Aber auch Glaubersalz oder Sauerkrautsaft helfen den Darm ordentlich zu entleeren. Aber mal ehrlich: Wer will das wirklich und wer würde das als "wohlfühlen" bezeichnen? Vermutlich die gleichen Leute, die auch 200km-Läufe machen oder von 30m hohen Klippen springen.

Fasten als gesellschaftliche Anerkennung

Für mich sehr spannend waren die Reaktionen auf das Fasten. Es haben mich doch mehr Leute darauf angesprochen, als ich so erwartet hätte. Viele fragten mich "Warum machst du das?" und andere sagten, dass sie beeindruckt wären und sie das eigentlich auch schon immer mal machen wollten. Keiner hingegen sagte, dass er das vollkommen dämlich finden würde. Mein subjektiver Eindruck ist, dass Fasten allgemein durchaus anerkannt ist. Auch wenn es eigentlich kaum noch Gründe dafür gibt. Kaum jemand ist heute noch so religiös, dass er in der Fastenzeit tatsächlich auf Nahrung verzichtet und der medizinische Nutzen ist weitgehend unbewiesen. Trotzdem wird ein Fastender doch mit ein wenig Bewunderung angeschaut. Warum eigentlich?
Ich glaube, dass es an der Disziplin liegt, die man in aller Regel aufwenden muss, um das eigene Hungergefühl zu überwinden. Wir leben in einer Gesellschaft, die Disziplin, Frühaufsteher und Workaholics bewundert. Drogensucht wird als Krankheitsbild therapiert, während jemand, der eine krankhafte Sucht nach seiner Arbeit hat, als besonders erfolgreich gefeiert wird - ein Phänomen der Leistungsgesellschaft.

Fazit

Ich wurde ein paar mal gefragt, ob ich noch einmal fasten würde und die Antwort ist klar: Nein! Es erschließt sich mir keinen tieferer Sinn darin. Weder muss ich mir irgendwas beweisen, noch fühlte ich mich danach besser. Ich glaube, dass das "bessere Gefühl" eher eine Art Placebo-Effekt ist, den die Leute, die fest an die Wirkung glauben, auch verspüren. Vielleicht aber wirkt eine solche Fastenkur auch nicht bei jedem Menschen gleich. Die Verträglichkeit von Medikamenten ist ja auch nicht für jeden identisch.

Egal was es ist, ich assoziiere mit "wohl fühlen" weniger den Verlust als das Vorhandensein von Nahrung. Für mich ist Fasten also eher nichts.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Piraten - Kommt aus den Puschen!

"Komm aus den Puschen!" hat meine Mutter früher immer zu mir gesagt, wenn ich irgendwie herumgetrödelt habe. "Puschen" ist ein altes Wort für "Hausschuhe" oder "Latschen". Man könnte den Satz heute mit "Mach hinne!" oder "Komm aus dem A****!" übersetzen.

Vermutlich würde meine Mutter genau das jetzt zu den Piraten sagen, wenn ihr diese über den Weg laufen sollten. Da wird die Partei am 18. September sensationell in das Berliner Abgeordnetenhaus gewählt und erhält vorgestern mit der Analyse eines Staatstrojaners eine Steilvorlage, wie sie besser nicht hätte sein können. Alle großen Medien berichten. Selbst Tagesschau und Tagesthemen (!) berichten mehrere Minuten über das Thema. Der bayerische Innenminister gerät stark in Bedrängnis und von der etablierten Politik ist ansonsten kaum was zu sehen. Nur die Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) äußert sich vor der Kamera. Aber sonst: Kein Seehofer, kein Gabriel und auch keine Merkel. Die Politiker befinden sich derzeit noch im Schockzustand oder versuchen es mit der Eurokrise zu übertünchen.

Und was machen die Piraten? Von denen hört man genauso wenig. Kaum Gemecker, kaum irgendwelche Forderungen. Dafür Sätze wie

Man muss sehen, inwieweit die Leute durch den Vorfall sensibilisiert werden und nicht einfach einen untragbaren Zustand hinnehmen, weil sie ihn nicht richtig einschätzen können. Die Frage ist, ob man die Sache zum Anlass einer politischen Entscheidung macht.


Ähm...ja...genau. Wenn mir jemand erzählt hätte, dass das Kanzlerin Merkel gesagt haben soll, hätte ich das genauso geglaubt. Aber das Zitat stamm von Sebastian Nerz, dem Bundesvorsitzenden der Piraten. Der bekannte Blogger Fefe, der nicht gerade für seine feine Rhetorik bekannt ist, hat noch deutlich mehr solcher Sätze aufgelistet.

Heute nun kommen die Piraten langsam in Fahrt. Allerdings nur in diversen privaten Blogs, wie der von Christopher Lauer, der nun Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin ist. Und natürlich ist man auch auf der offiziellen Bundesparteiseite "empört". Warum aber gibt es keine Pressekonferenz der Berliner Piraten oder der Bundespartei? Oder habe ich da irgendwo was verpasst? Während CDU, SPD, FDP und Grüne noch überlegen, wie sie sich äußern, hätten die Piraten schon einmal mit ihrer KERNKOMPETENZ glänzen können. Die Piraten wurden nicht gewählt, weil sie "ganz nett" sind, sondern um den etablierten Parteien in GENAU DIESEM PUNKT zu zeigen, wo der Hase im Pfeffer sitzt. Aber anstatt sich auch nur in irgendeiner Weise gemeinschaftlich (wie es für eine Partei üblich ist) zu äußern, schreibt jeder einen Blogeintrag. Super! Ich bin gespannt, wie viele Leute, die nicht täglich 10 Stunden vor dem PC hocken, die wohl lesen werden. Macht ihr Politik für euch selbst oder für alle Menschen? Ihr wollt in den Bundestag einziehen? Dann müsst ihr auch mal laut sein! Ihr habt gute Leute in euren Reihen, wie man bei Pressekonferenzen immer wieder sehen konnte. Christopher Lauer als Berliner Abgeordneter und Marina Weisband als Bundesgeschäftsführerin seien hier an vorderster Stelle genannt. Ihr müsst genau JETZT laut sein, dann ist euch vermutlich sogar ein zweistelliges Ergebnis in Bundesumfragen sicher.

Piraten, kommt aus den Puschen. Macht was draus. Es ist eure Zeit!

Übrigens: Könnte ich eine Pressekonferenz einberufen, hätte ich es getan, aber mir bleibt leider nur ein Blog.

Mittwoch, 28. September 2011

Piraten als Chance für die Demokratie


Als die Piraten am 18.09.2011 ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen sind, gab es viele ratlose Gesichter. Politiker wie Journalisten wussten nicht so recht mit dem Phänomen „Piratenpartei“ umzugehen. Seitdem steht sie zu einem großen Teil im Fokus der Öffentlichkeit. Aber was ist wirklich von dieser Partei zu halten? Und noch viel wichtiger: Was können sich die Wähler von dieser Partei erhoffen?

Seitdem die Piraten ins Abgeordnetenhaus eingezogen sind, rätseln Journalisten und Politiker über diese Partei. Sie scheint aus kuriosen unrasierten Gestalten zu bestehen, die „irgendwas mit Internet“ zu tun haben. Zum Glück gibt es in der ARD inzwischen genügend Talk-Shows, um das Thema erschöpfend zu behandeln. Schnell ist für viele der Grund gefunden: „Protestwahl!“ Natürlich, es muss eine Protest-Wahl sein, wenn jemand eine Partei wählt, die niemand kennt und eigentlich auch gar kein Programm hat. Außerdem hat sie sowieso nur ein Thema, nämlich Internet. Und dann wollen sie auch noch kostenlos Bus fahren. Wer solche Leute wählt kann nur Protest-Wähler sein!

Piraten sind keine Protestpartei

Nachdem aber die erste Schockstarre überwunden war, wurde eigentlich allen schnell klar, dass die Piraten absolut keine Protestpartei sind sondern tatsächlich Ziele verfolgen, die für einen immer größer werdenden Teil der Gesellschaft eine sehr wichtige Rolle spielen. An sich wussten die etablierten Parteien das, dennoch haben sie die Situation unterschätzt. Natürlich stehen bestimmte Themen rund um Internet und Datenschutz längst in den Parteiprogrammen der etablierten Parteien, allerdings nicht aus Überzeugung, sondern aus wahltaktischen Gründen. Und das merkt man.
Es wird ja immer wieder gerne betont, dass Politik mit Glaubwürdigkeit zu tun hat. Die Piraten sind, was alle Themen rund um das Internet betrifft, sehr glaubwürdig. Und auch genau deshalb sind sie gewählt worden. Nicht um Europa aus der Schuldenkrise zu helfen und auch nicht, um die Migrationspolitik zu revolutionieren. Es hat bei der Bundestagswahl 2011 auch niemand die FDP wegen ihrer Kompetenz in Sachen Umweltpolitik gewählt.

Kritik an den Piraten

Interessant wird sein, wie sich die Piraten in der politischen Wirklichkeit positionieren und wie sie auf Kritik reagieren. Derzeit tobt in den Printmedien und in der Blog-Welt der Krieg um die Frage, ob die Piraten wirklich „Post-Gender“ oder einfach nur latent frauenfeindlich sind. Ich finde es sehr bezeichnend, dass eine Partei, die gerade 8,9% der Stimmen mit den Themen Internet, freien ÖPNV und Legalisierung von Hanfkonsum erhalten hat, für ihre fehlende Frauenquote kritisiert wird.
Dabei will ich gar nicht darüber diskutieren, ob eine Frauenquote sinnvoll ist oder nicht. Darüber können sich nicht einmal Feministinnen einigen. Bezeichnend finde ich nur, dass die anderen Themen in der Kritik kaum berührt werden. Vermutlich wissen die anderen Parteien, dass die Vorschläge gar nicht so dämlich sind, wie sie sich im ersten Moment vielleicht anhören mögen.

Dazu kommt, dass die etablierten Parteien derzeit gehörigen Respekt haben und sich ersteinmal positionieren müssen. In der Talkrunde Anne Will am 21.09.2011 gaben FDP und Grüne zum Beispiel kein gutes Bild ab. Bärbel Höhn (B90/Grüne) gestand, dass sie „Internet guckt“ und nicht benutzt und Martin Lindner (FDP) machte die ganze Zeit ein Gesicht als hätte er gerade einen Einlauf mit anschließender Darmspiegelung über sich ergehen lassen müssen. Zugegeben, die Wähler haben der berliner FDP zwar einen 1,8%-Einlauf verpasst, aber neue Sympathien hat die FDP an diesem Abend sicherlich nicht gesammelt. Einzig Peter Altmaier von der CDU, von dem wir nun wissen, dass er in seiner Jugend „Ramba Zamba“ gemacht hat, scheint sich mit dem Phänomen „Piraten“ bereits deutlich intensiver auseinander gesetzt zu haben. Ausgerechnet die CDU versteht die Piraten? Die Partei, die Netzsperren errichten wollte und der größte Befürworter der Vorratsdatenspeicherung ist? Manche Entwicklungen sind wirklich erstaunlich.

Piraten als Chance für die Zukunft

Die eigentlich wirklich wichtige Frage aus Sicht des Wählers ist aber, was die Piratenpartei für die Weiterentwicklung der demokratischen Kultur tun kann. Immerhin sind die Piraten angetreten, um mehr Transparenz in die Politik zu bringen. Dies ist mehr als wünschenswert, auch wenn es vermutlich schwer umsetzbar sein wird. Zu sehr sind viele Politiker davon überzeugt alles hinter verschlossenen Türen entscheiden zu können.
Noch wichtiger als die Transparenz ist aber die basisdemokratische Struktur der Partei. Ich will ehrlich sein: Ich mag Basisdemokratie eigentlich nicht besonders. Die Demokratie ist ja ohnehin schon nicht bekannt für ihre schnellen Entscheidungen. Wenn dann aber jedes mal wirklich ALLE befragt werden müssen, dauern Entscheidungsprozesse zum Teil eine Ewigkeit. Außerdem sind viele Themen extrem komplex und somit nur von den entsprechenden Fachleuten durchschaubar (wenn überhaupt!). Warum also alle fragen?

Liquid Democracy

Die Piraten nutzen in großen Teilen für ihre Entscheidungen Liquid Democracy (auch Delegated Voting genannt). Eine Art Mischform von repräsentativer und direkter Demokratie. Die Idee dabei ist, dass man – sofern man denn möchte – seine Stimme bei einer bestimmten Thematik einer Person seines Vertrauens geben kann. Diese Stimme kann der Person aber auch jederzeit wieder entzogen werden. Somit wird gewährleistet, dass alle Stimmen bei einer Abstimmung berücksichtigt werden. Zumindest theoretisch. Realisiert wird das ganze mit Hilfe einer Software namens Liquid Feedback.

Die Demokratie in dieser Welt steht auf wackligen Füßen. Anti-Terror-Gesetze, Vorratsdatenspeicherung und die generelle Macht der Wirtschaft zeigen, dass der eigentliche „Souverän“ - also der Bürger – immer mehr an Einfluss auf die politischen Entscheidungen verliert, während er sich aber gleichzeitig mehr Einflussmöglichkeiten wünscht, wie die Proteste zu Stuttgart21 oder den Flugrouten im Süden Berlins sehr deutlich zeigen. Genau an dieser Stelle könnte Liquid Democracy ansetzen.

Die Piratenpartei ist meines Wissens die einzige Partei, die diese sehr moderne Form der Demokratie einsetzt. Ihre Erfahrungen mit der derzeit in der Praxis noch wenig getesteten Liquid Democracy könnte wegweisend für die Zukunft sein. In einer Zeit, in der zum Teil zehntausende Menschen über das Internet Online-Petitionen im Bundestag zeichnen, könnte ein Werkzeug wie Liquid Feedback ganz neue demokratische Möglichkeiten bieten. Volksentscheide wären vielleicht in sehr einfacher Art und Weise durchführbar. Und natürlich preiswert.

Ein weiter Weg

Bis dahin ist es aber natürlich noch ein weiter Weg, aber der erste wichtige Schritt ist gemacht. Die Piraten – und damit das System der Liquid Democracy – sind ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen. Nun müssen sie zeigen, dass ihre Versprechen für mehr Transparenz und Basisdemokratie auch in der Praxis umgesetzt werden. Die Piraten dürfen auf keinen Fall den Fehler machen sich von anderen Parteien oder den Journalisten aufzwängen lassen, wie sie zu sein haben. Piraten sind erfrischend anders und das sollten sie auch bleiben. Es gibt schließlich jede Menge zu tun, wie der aktuelle Vorstoß von Siegfried Kauder zeigt.
Leider gibt es innerhalb der Piratenpartei auch Strömungen, die sich gegen Liquid Democracy wenden. Ich stimme Sascha Lobo zu, der in seiner S.P.O.N.-Kolumne am 15.06.2011 darauf hinwies, dass das was die Demokratie derzeit nicht brauche „keine Experimente“ wären. Auch hier müssen sich die Piraten klar positionieren und vor allem von den anderen Parteien abgrenzen. Die Piraten sind nicht gewählt worden, weil sie bereits fertige Konzepte, sondern weil sie neue Gedanken und Ideen haben.

Die Piraten haben eine schwere Aufgabe vor sich. Von ihnen wird nichts geringeres als die Erneuerung der Demokratie erhofft. Ein hartes Los für eine so junge und noch unerfahrene Partei. Es bleibt zu hoffen, dass die anderen Parteien sich an den neuen Ideen der Piraten orientieren. Derzeit sind die Piraten, was neue Ideen betrifft, allerdings – wie es Angela Merkel ausdrücken würde – alternativlos.

Der Autor ist Mitglied in keiner Partei, aber seit langem an den politischen Inhalten der Piratenpartei interessiert. Er ist gebürtiger Berliner und lebt seit zwei Jahren in Baden-Württemberg.

Montag, 29. August 2011

7 Tage Fasten – Es ist geschafft!


Es ist geschafft! Ich habe es tatsächlich durch gehalten. Sieben Tage lang habe ich keine feste Nahrung zu mir genommen. Ganz überstanden habe ich das alles aber noch nicht. Jetzt muss ich meinen Magen erstmal wieder an feste Nahrung gewöhnen. Es folgt das sogenannte Fastenbrechen.

Das Wort Fastenbrechen klingt recht martialisch, beschreibt aber erstmal nur das Ende der Fastenzeit. Ob das dann auch mit Vorgang, den der zweite Teil des Wortes assoziiert, einhergeht, werde ich sicherlich bald erfahren. Was ich aber nicht wusste ist, dass das englische Wort breakfast (Frühstück) tatsächlich auch seinen Ursprung beim Fastenbrechen hat. Ebenso das französische Wort für Frühstück. Näheres dazu steht in der Wikipedia.

Meine Nahrungsaufnahme in den nächsten Tagen wird also vorerst noch eher vorsichtig sein. Mal schauen, wie gut ich mich zurück halten kann und nicht gleich den Kühlschrank leer futtere.

Da ich direkt gefragt wurde: Ich habe in der letzten Woche etwa fünf Kilo abgenommen. Wie viel Körperfett dabei war, kann ich allerdings noch nicht sagen. Außerdem gilt es nun, nicht gleich die doppelte Menge an Gewicht wieder zuzunehmen. Die nächsten Tage werden also hauptsächlich aus Tee, Obst und rohem Gemüse bestehen. Und alles in kleinen Mengen.

Am Ende der Woche werde ich ein Gesamtfazit veröffentlichen. Bis dahin gibt es aktuelle Infos auf Twitter und Facebook.

Bis die Tage!
Marco

Sonntag, 28. August 2011

7 Tage Fasten – Der letzte Tag hat begonnen


Der letzte Tag meines Fastenprojektes hat begonnen. Ich habe mich bisher sehr wacker geschlagen und habe das Gefühl, dass es einfacher wurde, je weiter die Fastenzeit vorangeschritten war. Ich freue mich allerdings schon sehr auf feste Nahrung. Merke ich doch, wie gerne ich eigentlich esse. Essen ist eben mehr als reine Nahrungsaufnahme, sondern es ist ein Kulturgut. Nicht umsonst gibt es Grillfeste, Festessen und Kuchenbasare. Und gegen Kultur kann man ja schließlich nichts haben!

Den heutigen Tag werde ich auch noch schaffen, dann beginnt ab Morgen die Eingewöhnung auf feste Nahrung. Es wird morgen nochmal einen kleinen Beitrag geben und dann im Laufe der Woche ein Fazit, wie das Fasten insgesamt war.

Bis die Tage!
Marco

Samstag, 27. August 2011

7 Tage Fasten – Der 6. Tag hat begonnen


Oder besser ausgedrückt: Der Tag ist eigentlich schon zur Hälfte vorbei. Ich habe heute früh relativ lange geschlafen und war dann erstmal einkaufen. Es ist eben Wochenende.
Nach wie vor geht es mir sehr gut. Ab und zu verspüre ich ein wenig Hunger, aber insgesamt habe ich kein Problem mit dem Fasten. Das größte Problem ist nach wie vor der anhaltende Appetit auf alles mögliche.

Heute ist Buttermilch-Tag. Ich habe mich schon länger darauf gefreut, denn ich mag Buttermilch. Allerdings freue ich mich auch schon wieder darauf ganz normal zu essen. Wenn man so lange fastet, merkt man, dass einem bestimmte Geschmäcker fehlen. Es ist nicht die Nahrung an sich, es ist der Geschmack! Aber die letzten eineinhalb Tage halte ich nun auch noch durch und dann geht es am Montag mit vorsichtigem Essen wieder los.

Bis die Tage!
Marco

Freitag, 26. August 2011

7 Tage Fasten – Der 5. Tag beginnt


Am gestrigen vierten Tag habe ich ausschließlich Tee und Mineralwasser zu mir genommen. Auch das ging erstaunlich gut. Bis meine Freundin nach Hause kam und sich in der Küche was zu Essen machte...

Es war nicht ganz leicht dem Essen zu widerstehen. Dabei war das Sehen des Essens nicht das Problem – sondern der Geruch. Alles roch so intensiv und lecker. Hunger hatte ich eigentlich nicht, aber unglaublich großen Appetit. Ich war kurz versucht den Appetit mit Saft zu stillen, aber ich bin hart geblieben und habe Pfefferminztee getrunken. Das scheint eine gute Methode zu sein, denn Pfefferminztee ist sehr aromatisch und der Geruch des Essens meiner Freundin trat stark in den Hintergrund.

Nachdem ich ja die letzten Tage immer berichtet habe, dass ich keinen Hunger hätte, gab es einige Leute, die das nicht so Recht glauben wollten. Nur zur Klarstellung: Natürlich hatte ich auch Hunger. Man darf sich das aber nicht so vorstellen wie eine Situation, die die meisten von uns vermutlich als „Ich habe den ganzen Tag nichts gegessen!“ beschreiben würden. Wer so etwas sagt meint aber meist, dass er sich morgens kurz in Eile ein Brötchen in den Mund gestopft hat und dann erst wieder gegen 17 Uhr zum Essen kam. Grund für diesen langen Zeitraum zwischen den Mahlzeiten ist meist beruflicher Stress.
Bei mir ist das aber ein wenig anders. Meine Tage sind derzeit eher ruhig. Ich sitze am Rechner und tippe viel, da ich ein Projekt (und ich rede nicht vom Fasten-Projekt!) beenden möchte. Wenn ich Hunger oder Appetit verspüre, trinke ich einfach was. Mein Körper hat deutlich weniger Stress als der Körper einer Person, die in irgendeiner Firma ihrem hektischen Alltag nachgeht. Schon allein deshalb werde ich von vornherein einfach weniger Hunger haben. Ich könnte mir nicht vorstellen eine Woche zu Fasten, wenn ich einen stressigen Büroalltag zu bewältigen hätte.

Inzwischen habe ich eine neue Stufe des „Nicht-Hungerns“ erreicht. Hat mir in den letzten Tagen mein Magen so hin und wieder mal durch Brummen mitgeteilt, dass er eigentlich gerne was zu tun hätte, ist er inzwischen vollkommen still. Unangenehme Begleiterscheinungen des Fastens sind allerdings ein komischer Geschmack auf der Zunge und ein wenig Mundgeruch. Das ist aber wohl normal und entsteht immer, wenn man fastet.

Heute werde ich nochmal ein wenig Saft zu mir nehmen. Zum Mittag gibt es einen Gemüsesaft, in der Hoffnung, dass der nicht so schlimm schmeckt wie der Karottensaft.

Bis die Tage!
Marco

Donnerstag, 25. August 2011

7 Tage Fasten – Der 4. Tag beginnt


In meinem Selbstversuch habe ich nun den 4. Tag erreicht. Es war bisher überraschend leicht. Ein wenig Selbstdisziplin war natürlich schon erforderlich, aber dadurch, dass ich mich derzeit kaum aus meiner Wohnung wegbewege (ich arbeite viel von zu Hause), fällt es mir vermutlich etwas leichter als anderen. Auch wenn ich keinen großen Hunger habe, so habe ich eigentlich immer Appetit. Das kauen fehlt mir nicht so sehr, aber der Geschmack vom leckerem Essen ist allgegenwärtig.

Da ich in den letzten Tagen vor allem Saft und Wasser zu mir genommen habe, werde ich heute mal ausschließlich Tee und Wasser trinken. Ich habe diverse Teesorten hier, so dass es geschmacklich nicht langweilig wird.

Ansonsten gehe ich eigentlich meinen normalen Arbeiten nach und ich habe bisher auch nicht das Gefühl irgendwie in meiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt zu sein. Das habe ich natürlich nicht messen können, aber gefühlt läuft alles so wie immer. Gestern habe ich erstmals einen Karottensaft zu mir genommen. Das Zeug schmeckt grässlich. So als hätte man die aus Dosen bekannten Möhren püriert. Morgen werde ich mal einen Gemüsesaft mit verschiedenen Gemüsesorten probieren.

Mehr gibt es derzeit nicht zu berichten, aber ich halte euch auf dem Laufenden!

Bis die Tage!
Marco

Mittwoch, 24. August 2011

Fasten – Der 3. Tag hat begonnen


Seit nunmehr fast 60 Stunden habe ich keine feste Nahrung mehr zu mir genommen. Das überraschende: Es war gar nicht schwer. Hunger habe ich bisher eigentlich kaum gehabt. Wenn da irgendwie Hunger aufkam, habe ich was getrunken. Meine Nahrung bestand bisher vor allem aus Wasser und Säften, gelegentlich auch mal ein Tee. Bei der Hitze in den vergangenen beiden Tagen, habe ich aber bevorzugt den Tee kalt zu mir zu nehmen.

Eigentlich hatte ich vor hier mit viel Pathos zu berichten, dass es mir schlecht geht und wie sehr ich mich hier durchquälen muss. Aber es geht mir bestens. Natürlich ist so ein leichtes Hungergefühl immer dabei und Appetit habe ich auch rund um die Uhr. Aber eigentlich ist das alles nicht weiter wild.

Mal schauen, ob das auch so bleibt. Ich traue dem Frieden noch nicht so ganz.

Bis die Tage!
Marco

Dienstag, 23. August 2011

Fasten - Der erste Tag ist vorbei


Der erste Fastentag ist vorbei und es hat erstaunlich gut geklappt. Ich habe jede Menge getrunken und hatte kaum Hunger. Allerdings schleppe ich einen ständigen Appetit mit mir herum und in der Nacht habe ich davon geträumt was leckeres zu essen. Mein Körper hat also inzwischen mitbekommen, dass er keine feste Nahrung bekommt und versucht mich vom Gegenteil zu überzeugen. Mal schauen, wer gewinnt.

Bis die Tage!
Marco

Montag, 22. August 2011

7 Tage Fasten – Ein Selbstversuch


Jeder kennt sie: Dinge, die man immer schonmal machen wollte. Man müsste mal seinen Schreibtisch aufräumen, die 18GB große Musiksammlung auf dem heimischen PC alphabetisch sortieren und beim Fitnessstudio ist man auch immer noch nicht angemeldet. Zu diesen Dingen gehört auch das in unserer Zeit ein wenig aus der Mode gekommene Fasten. Es gibt zwar eine Fastenzeit zwischen Karneval und Ostern, aber mal Hand aufs Herz: Wer hält sich da heute noch dran? Viele wissen nichtmal mehr, dass es die Fastenzeit überhaupt gibt und glauben vermutlich, dass das eine muslimische Erfindung sei, denn das Wort „Ramadan“ hat man ja doch irgendwie schon einmal im Zusammenhang mit Fasten gehört. Auch im Zusammenhang mit politischen Statements kennt man Fasten. Gandhi und John Lennon waren die vermutlich bekanntesten Menschen, die für einen guten Zweck einen längeren Zeitraum keine Nahrung angefasst haben.

Bei mir geht es aber weder um eine religiöse Botschaft, noch um ein politisches Statement. Auch aus gesundheitlichen Gründen nehme ich das nicht auf mich, denn auch der gesundheitliche Aspekt ist sehr umstritten und meines Wissens gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Fasten irgendwie gut für den Körper sein soll. Ich mache das einfach nur, um es mal gemacht zu haben. Um Mitreden zu können. Um es auszuprobieren. Mich interessiert dabei vor allem die Alltagstauglichkeit. Kann man in unserer Welt einfach so fasten und auch noch seinem normalen Leben nachgehen? Was ist zum Beispiel mit Einkaufen? Jeder kennt den Effekt: Geht man hungrig in einen Supermarkt, kauft man deutlich mehr als wenn man sich vorher so richtig den Bauch vollgeschlagen hat. Wie muss das dann erst sein, wenn man fastet? Wie ist die Entwicklung des Appetits? Wird meine Nase nun deutlich besser mitbekommen, wenn der Nachbar sein Steak in der Pfanne brutzeln lässt? Und die wichtigste Frage: Wie geht es einem eigentlich dabei? Liest man so die Anleitungen für Heilfasten bekommt man den Eindruck, dass das alles überhaupt kein Problem und sowieso alles suppiduppi ist. Ein Säftchen hier, ein Teechen dort und hinterher fühlt man sich wie neu geboren.

Wie allerdings die Realität aussieht, werde ich hier dann in einer täglichen Zusammenfassung veröffentlichen. Wer immer aktuell informiert sein möchte, kann mir auf Twitter folgen. Dort werde ich immer aktuell über meinen Zustand berichten. Ab und zu auch auf Facebook, aber Twitter eignet sich da einfach besser.

Wünscht mir Glück und Durchhaltevermögen! Ich hoffe, ich kann am Montag, dem 29.8.2011 stolz sagen, dass ich durchgehalten habe.

Bis die Tage!
Marco

Donnerstag, 18. August 2011

Arrogante Linuxer

Wenn Ihr die Anwender wie Idioten behandelt, werden nur Idioten eure Software benutzen! Mit diesen Worten kommentierte kein geringerer als Linus Torvalds die Einführung von GNOME 3. Was hat den Erfinder von Linux zu so einer harten Aussage verleitet? Und vor allem: Ist sie gerechtfertigt?
Was war passiert? Im März 2011 kam die lang erwartete dritte Version der beliebten Desktop-Oberfläche für Linuxsysteme - GNOME 3 - heraus. Diese und die parallel dazu erschienene neue Desktop-Oberfläche von Ubuntu – Unity – haben vor allem aufgrund ihrer verringerten Konfigurationsmöglichkeiten für jede Menge kontroversen Gesprächsstoff in der Linux-Welt gesorgt.

Ob Torvalds harte Kritik berechtigt ist, lässt sich mit einem simplen „Nein!“ beantworten. So eine Aussage kann niemals gerechtfertigt sein, denn sie ist einfach zu allgemein. Sie könnte auf jede Software und von Personen verschiedenster Ansichten benutzt werden. Es hängt einfach nur davon ab, was man als idiotisch definiert. Die Befürworter dessen sind dann eben Idioten. Würde ich die exakt gleiche Aussage im Zusammenhang mit dem Linux-Kernel machen, würden mir vermutlich auch sehr viele Leute applaudierend Recht geben.
Für Linus Torvalds sind Idioten offensichtlich Menschen, die nur wenige Einstellungen an ihrem Desktop vornehmen. Leute, die etwas installieren und einfach nur benutzen wollen ohne groß konfigurieren zu müssen. Dies zumindest impliziert seine Aussage, denn der Hauptkritikpunkt an GNOME 3 (und übrigens auch an Ubuntus Unity) ist die mangelnde Konfigurierbarkeit. Es ist nicht etwa das neuartige Bedienkonzept oder die optische Gestaltung der Oberfläche. Es ist die Tatsache, dass Dinge geändert wurden und Menschen nun plötzlich etwas nicht mehr so tun können, wie sie es vorher getan haben.

Torvalds beschreibt in einem Blogeintrag auf Google+ zurecht einige Mängel an GNOME 3 und es gäbe sicherlich noch viel mehr zu schreiben. Aber wie sooft macht der Ton die Musik! Torvalds versucht nicht hilfreiche Tipps zu geben sondern er nörgelt herum. Auch im deutschsprachigen Raum wird gerne und viel genörgelt. Wenn IT-Leute über irgendwas neues berichten, dann benutzen sie gerne Worte wie unbrauchbar, unbenutzbar oder für professionelle Zwecke vollkommen ungeeignet. Aber nicht immer sind solche „Expertisen“ auch wirklich zutreffend. Genau wie es in der Wissenschaftsgeschichte einige tolle Irrtümer gab („Die Erde ist eine Scheibe!“) haben auch immer wieder IT-Größen durch legendäre Aussagen auf sich aufmerksam gemacht. Hier einige der schönsten und bekanntesten:

1943 soll Thomas J. Watson als Chef von IBM gesagt haben : „I think there is a world market for maybe five computers.“ („Ich denke, es gibt weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer.“)

Bill Gates im Jahr 2004: Spam wird in zwei Jahren der Vergangenheit angehören.“

Steve Ballmer kurz vor der Einführung des iPhones 2007: There's no chance that the iPhone is going to get any significant market share. No chance!" („Es gibt keine Chance, dass das iPhone einen signifikanten Marktanteil erhält. Keine Chance!“)

Im Nachhinein wirken diese Aussagen ein wenig belustigend, aber sie zeigen, dass auch Fachleute irren können. Im Gegensatz zu Gates und Ballmer, die sich in den letzten 20 Jahren eher als Marktanalysten denn als Entwickler verdient gemacht haben, ist Torvalds aber unabhängig von Geschäftszahlen oder Marktentwicklungen. Und als Entwickler eines der wichtigsten Open Source Projekte sollte er wissen, dass ein major release, also eine neue Version einer Software, mit vielen neuen Innovationen, immer Macken und Fehler hat. Erst recht, wenn es sich um eine komplette Neuentwicklung handelt.

Viele glauben in der Einschränkung der Konfigurationsmöglichkeiten in GNOME 3 (und auch in Ubuntus Unity, das einen ähnlichen Ansatz verfolgt wie GNOME 3) sei eine Einschränkung des freedom-of-choice, weil man ja nun nicht mehr alles anpassen kann, was man gerne will. Aber die, die das glauben, irren gewaltig. Das Prinzip des freedom-of-choice beruht darauf, dass man sein Betriebssystem konfigurieren kann, wie man es gerne hätte. Man kann zum Beispiel die grafische Oberfläche installieren, die man gerne hätte. Es bedeutet aber nicht, dass man jede grafische Oberfläche nach belieben anpassen kann. Es kommt doch auch niemand auf die Idee einen zwar modernen aber sehr spartanischen Windowmanager wie xmonad so umzugestalten, dass er aussieht und funktioniert wie ein KDE. Wer sich für xmonad entscheidet, weiß was er tut. Man möchte ein möglichst schlankes System ohne viel Schnickschnack. Die Wahl besteht also darin entweder ein vollständiges Desktop-Environment zu nutzen oder einen kleinen und schlanken Windowmanager. Wer aber behauptet, dass im professionellen Umfeld nur diese und jene Oberfläche zum Einsatz kommt und nun nicht mehr benutzbar ist, hat das System nicht verstanden und versucht mit markigen Schlagworten wie professionelles Umfeld zu suggerieren, dass es egal ist, was irgendwelche Leute vor ihren Rechnern tun. Als Pseudobeweise werden dann auch immer noch irgendwelche Gruppen genannt, von denen einfach niemand diese Software verwendet. Dann muss es ja Mist sein...

Es geht mir dabei gar nicht darum, ob man persönlich Unity oder GNOME 3 mag, sondern wie mit der Einführung neuer Techniken umgegangen wird. Menschen mögen insgesamt keine Veränderungen. Am liebsten wäre es ihnen, wenn alles so bliebe, wie es jetzt gerade ist. Diese Welt kennen sie, in dieser fühlen sie sich wohl. Wenn nun aber jemand käme und diese Welt verändert? Dinge, die schon immer auf der rechten Seite lagen, plötzlich nach links räumen würde? Das wäre schrecklich! In so einer Welt kann doch niemand leben!
Was so klingt wie die Beschreibung der Gedanken eines Einwohners einer Kleingartenkolonie, macht inzwischen scheinbar nicht einmal mehr vor der IT-Welt halt. Dabei – so sollte man meinen – ist doch die IT-Branche eine sich ständig verändernde Welt. Keiner sonst hat es in den letzten zwanzig Jahren geschafft so viele Innovationen hervor zu bringen, die gleichzeitig auch noch unser gesamtes Sozialleben so stark beeinflusst haben. Schon allein die Tatsache, dass ich hier einen Blogeintrag schreibe, der in der gesamten Welt gelesen werden kann, zeigt wie innovativ die Branche ist. Nicht jede Innovation oder neue Idee ist zwangsläufig eine Revolution und viele verschwinden auch wieder zurecht aus den Köpfen der Menschen. Aber jede Idee hat zumindest eine Chance verdient, gehört und verstanden zu werden.

Leider beschränkt sich diese Arroganz und Engstirnigkeit nicht nur auf die Linuxer selbst sondern auf die große Teile der Internetgemeinschaft, wie Sascha Lobo vor kurzem auf Spiegel online in einem anderen Zusammenhang feststellte.

Die Internetgemeinschaft – allen voran die Linuxer – sollten ein wenig von ihrem hohen Ross herunter kommen und nicht glauben, dass es nur einen Weg gibt. Sie selbst verlangen selbiges ja auch von ihrer Umwelt.
Damit Linus Torvalds sich auch in Zukunft nicht mehr ärgern muss, wenn XFCE – der Desktop, den er jetzt benutzt – eine überarbeitete Version heraus bringt, empfehle ich ihm fvwm2. fvwm2 wirbt damit bis ins letzte Detail individuell konfigurierbar zu sein. Ok, einige brauchen Jahre, um fvwm2 richtig anzupassen, aber irgendwas ist ja immer....!

Bis die Tage!
Marco

P.S.: So ähnlich wie der Führer in diesem Video wird sich vermutlich auch Torvalds gefühlt haben!

Mittwoch, 10. August 2011

Facebook wird zerstört – na und?


Die Hackergruppe Anonymous hat gestern verkündet, dass sie beabsichtigt Facebook am 5. November 2011 zu zerstören. Um ehrlich zu sein freu ich mich schon auf den 5. November. Aber nicht, weil dann Facebook zerstört wird, sondern weil ich es spannend finde zu sehen, was passiert, wenn Facebook plötzlich nicht mehr da ist. Wird das Leben dann auf einmal wieder so wie früher? Werde ich nicht mehr wissen, wenn jemand seine virtuellen Kühe in Farmville melkt oder was die Glücksnuss für Leute, die ich seit 15 Jahren nicht mehr gesehen habe, bereit hält?
Natürlich würde es zunächst einen hilflosen Aufschrei geben und die Leute wüssten erstmal nicht, was sie mit ihrer plötzlich erworbenen Freizeit anstellen sollen. Es werden drängende Fragen auftauchen: Wie soll ich mich von meiner Arbeit ablenken? Werde ich meine 748 mühsam zusammen gesammelten Freunde jemals wieder sehen? Und wenn ja, muss ich etwa mit denen richtig reden? So von Angesicht zu Angesicht? Das wäre irgendwie unangenehm, denn eigentlich kenne ich die doch gar nicht...

Aber mal ehrlich: Wen würde das Fehlen von Facebook wirklich jucken? Echte Informationen werden doch kaum verbreitet. Das meiste ist eine reine Form der Selbstdarstellung und echte Freunde trifft man auch weiterhin, egal ob man sie über Facebook oder über einen anderen Weg kontaktiert. 
Würde am 5. November Facebook nicht mehr da sein, gehe ich jede Wette ein, dass es nicht einmal 24 Stunden dauert, bis eine Alternativlösung vorhanden ist (so ähnlich wie vor kurzem bei kino.to) und ich glaube kaum, dass es sich dabei um das von Anonymous angestrebte eigene soziale Netzwerk Anonplus handeln wird. Vielmehr wird vermutlich Google+ davon profitieren. Ob das aber im Sinne von Anonymous ist, darf bezweifelt werden. Aber erstens wird es auch im Jahr 2012 einen 5. November geben und zweitens braucht so eine Hackergruppe ja auch irgendein Feindbild. Ich habe mich schon einmal vorsorglich bei Google+ eingerichtet. Der 5. November kann kommen – noch 83 Tage.

Bis die Tage!
Marco

P.S.: Auch ohne Anonymous würde Facebook vermutlich unter gehen, wie dieses Video beweist. Und natürlich hat auch der Führer höchstpersönlich (am besten Ton ausstellen beim Video) seine Probleme, denn ihm laufen die Fans weg.

Sonntag, 7. August 2011

Was man sich eingeblogt hat, muss man auch ausschreiben!


Das habe ich mir nun selbst eingeblogt! Ich bin unter die Blogger gegangen. Nun wird sich der geneigte Leser – sofern es hier überhaupt schon Leser gibt – fragen, warum ich die Welt mit noch einem Blog belästigen muss. Immerhin wirft Google nicht weniger als 10.470.000.000 (in Worten: zehnbillionenvierhundertsiebzigmilliarden) Ergebnisse zum Suchbegriff Blog aus. Auch auf die Gefahr hin nun einfach der 10.470.000.001. Treffer der Google-Suche zu werden, habe ich mich dennoch dazu entschlossen hier hin und wieder meine Gedanken nieder zu schreiben.
Gründe dafür gibt es viele. Zum einen plane ich in naher Zukunft einige sehr interessante Projekte, über die ich noch zu gegebener Zeit berichten werde. Zum anderen bin ich schon vor einer Weile unter die Schreiberlinge gegangen. Ein privater Blog gibt mir neben ein wenig Übung im Schreiben auch die Möglichkeit Dinge zu veröffentlichen, die in Verlagshäusern entweder nicht benötigt werden oder die ich selbigen nicht anvertrauen möchte.
Wer die Zeile direkt unter dem Blogtitel genau verfolgt hat, wird schnell feststellen, dass die Themen breit gefächert sind. Technik wird sicherlich einen Schwerpunkt bilden, aber bei weitem nicht alles sein. Schon die Schlagworte Tischtennis und Welt zeigen, dass da noch ein paar andere Themenkomplexe angeschnitten werden. Lasst euch einfach überraschen. Da ich nicht versprechen kann, wie regelmäßig ich mich hier äußern werde, empfehle ich mir einfach auf Facebook oder Twitter zu folgen. Dort werde ich regelmäßig über Neuerungen auf dieser Seite informieren. Der nächste Eintrag wird im Laufe der kommenden Woche veröffentlicht. Ihr dürft gespannt sein.