Donnerstag, 22. Dezember 2011

Weihnachtsmärkte


Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt
In Deutschland sind sie extrem beliebt und sie ziehen jährlich Millionen Touristen an: Weihnachtsmärkte. Jeder kennt sie und die meisten Menschen lieben sie. Und obwohl sich vermutlich jeder schon einmal über einen Weihnachtsmarkt geärgert hat ("zu wenig Kunsthandwerk", "komisches Publikum", "lieblos gestaltet") geht man doch immer wieder hin. Was aber macht nun einen guten Weihnachtsmarkt aus und wo sollte man hingehen? Hier ein paar Tipps!

Leckereien und Kunsthandwerk

Das Besondere an Weihnachtsmärkten sind ja vor allem die Leckereien und das Kunsthandwerk. Während aber das Kunsthandwerk auf vielen Märkten immer stärker in den Hintergrund gedrängt wird, steht Essen und vor allem Trinken immer stärker im Vordergrund - leider. Klar ist Glühwein lecker und von mir aus darf es auch ein Crepe oder eine Bratwurst sein. Aber wenn von 25 Ständen 12 Bratwürste und 12 Glühwein verkaufen macht das schlendern wenig Spaß.
Meiner Erfahrung nach sind inzwischen die besten Weihnachtsmärkte diejenigen, die nicht allein auf weiter Flur sind. Jede mittelgroße Stadt in Deutschland hat einen Weihnachtsmarkt. Richtig große Städte wie Köln, Berlin oder Hamburg haben oft mehrere. Da sich die einzelnen Märkte somit natürlich auch Konkurrenz machen, versucht jeder Markt sich vom jeweils anderen in irgendeiner Form abzugrenzen. Konkurrenz belebt eben auch hier das Geschäft. Es dürfte somit wohl kein Zufall sein, dass meine beiden derzeitigen Lieblingsweihnachtsmärkte in Berlin Mitte sind, wo es gleich vier (!) Weihnachtsmärkte in unmittelbarer Umgebung gibt, die man zu Fuß erreichen kann.

Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt

Dieser Weihnachtsmarkt gehört inzwischen zu den Klassikern und er kostet 1 Euro Eintritt. Nicht zu viel für einen der schönsten Weihnachtsmärkte in Berlin. Romantisch zwischen Schauspielhaus, Deutschem und Französischem Dom gelegen. Hier gibt es Schlemmereien der verschiedensten Art und das Kunsthandwerk ist sehr zahlreich vertreten. Zwar wirkt der Markt ein wenig elitär, aber wer romantische und weihnachtliche Stimmung möchte, ist hier definitiv richtig. Vor allem die schön angestrahlten Gebäude um den Weihnachtsmarkt herum, geben dem ganzen ein tolles Flair.

Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus

Riesenrad des Weihnachtsmarktes vor dem Roten Rathaus
Direkt am Roten Rathaus, um den Neptun Brunnen herum, schlängelt sich derzeit der vielleicht schönste Weihnachtsmarkt in Berlin. Klein aber fein gibt es alles, was das Weihnachtsherz begehrt. Als kleine Besonderheiten gibt es um den Neptunbrunnen herum eine Eisbahn und ein Riesenrad. Außerdem wurde eine kleine Straße dem Berlin um die Jahrhundertwende nachempfunden. Alles mit viel Liebe zu Detail gestaltet und toll ausgeleuchtet. Die Kinder werden alle paar Stunden vom Weihnachtsmann in seinem fliegenden Schlitten begrüßt. Was will man mehr?

Dies nur als kleiner Weihnachtstipp! Beide Weihnachtsmärkte sind noch in den nächsten Tagen offen. Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag haben beide Märkte bis 21 Uhr auf. Wer einen Spaziergang nach der allgemeinen Weihnachtsvöllerei in Erwägung zieht, dem seien beide Weihnachtsmärkte ans Herz gelegt.

Mehr Informationen gibt es auf den Homepages der Weihnachtsmärkte:



Frohe Weihnachten!

Sonntag, 4. Dezember 2011

Bye-bye tischtennis!

Mein letztes Exemplar "tischtennis"
Ich habe schon länger angekündigt mal einen Beitrag über eine meiner größten Leidenschaften - den Tischtennisport - zu machen. Der eine oder andere wird nun erstaunt über die Überschrift sein. Keine Sorge, ich höre nicht mit Tischtennis auf. Dafür macht mir das viel zu viel Spaß.

Es geht hier nicht um den Sport an sich, sondern um das Magazin "tischtennis" des Philippka Sportverlages in Münster. Wer das Magazin nicht kennen sollte: Es handelt sich um dabei um das einzig mir bekannte deutschsprachige deutschlandweite Tischtennismagazin. Es erscheint monatlich und enthält Informationen aus den Bundesligen und zu verschiedenen nationalen und Internationalen Turnieren.

Vereinszeitung

Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit als Sportfunktionär habe ich dieses Magazin abonniert, was für eine Einzelperson eher ungewöhnlich ist. Eigentlich ist das Magazin nämlich das "amtliche Organ des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB)" - oder vereinfacht ausgedrückt: eine Vereinszeitung.
Nun ist der DTTB natürlich kein gewöhnlicher Sportverein sondern ein Spitzensportverband, also eine übergeordnete Institution, die den Sport deutschlandweit fördern und international vertreten soll. Mitglieder von Spitzensportverbänden sind aber keine Einzelpersonen sondern Sportvereine. Und da auch in "normalen" Vereinen jedes Mitglied mit der Vereinszeitung beglückt wird, muss jeder Tischtennis Verein in Deutschland ein Exemplar des Magazins "tischtennis" beziehen. Dieses Vereinsexemplar geht in der Regel an den Vorsitzenden. Wie viele Einzelpersonen die Zeitschrift beziehen, ist mir nicht bekannt. Einzelne Exemplare gibt es nur in Tischtennisläden und einigen wenigen Kiosken in Deutschland.

Wer braucht "tischtennis"?

Für wen aber ist dieses Magazin eigentlich interessant? Wer liest es?  Ursprünglich war das Magazin als reines Informationsblatt für "Amtliche Mitteilungen" gedacht. Hier wurden wichtige Entscheidungen des DTTB abgedruckt und galten somit offiziell als veröffentlicht. Eine sehr einfache und effektive Methode der Informationsverpflichtung seinen Mitglieder gegenüber nach zu kommen. Daher erklärt sich auch, warum jeder Verein in Deutschland das Magazin beziehen muss. Nur so konnte gewährleistet werden, dass auch wirklich jeder Verein informiert wurde.
Im Laufe der Jahre hat sich aus den amtlichen Nachrichten ein professionelles Magazin entwickelt. Die Aufmachung ist in Hochglanzpapier und die Berichte sind von professionellen Journalisten geschrieben, die aus der Tischtennisszene stammen. Klingt erst mal toll, aber auf den zweiten Blick wird schnell deutlich, dass das Magazin ein ernsthaftes Problem hat: es ist vollkommen uninteressant für die erreichte Zielgruppe.

Hauptabnehmer sind wie schon erwähnt Vereine und vielleicht noch einige Funktionäre. Deren Haupttätigkeit liegt in der Verwaltung und Bearbeitung des Tischtennissports in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Dies kann - und ich spreche da aus Erfahrung - eine sehr anspruchsvolle und zeitraubende Tätigkeit sein. Ein Mitglied eines Bezirksvorstandes hat neben Sitzungen, Telefonaten und Emails in der Regel ja auch noch Veranstaltungen wie Bezirksmeisterschaften, Pokalmeisterschaften usw. zu organisieren und zu besuchen. Oftmals sind diese Leute zusätzlich noch in ihren Vereinen tätig und/oder sogar noch selbst als Spieler aktiv. Alles ehrenamtlich versteht sich.

Viel Bilder, wenig Informationen

Welche Informationen bekommt so jemand nun von "tischtennis"? Die traurige Antwort: fast keine. Das Magazin besteht nämlich zum größten Teil aus Ergebnissen und Berichten der Bundesliga und der Nationalmannschaften. Meist werden dann noch Vergleiche mit China gezogen und mal ein Spieler porträtiert. Die optische Aufmachung ist sehr gut. Tolle Bilder, alles in Hochglanz und sehr gut layoutet. Aber der Inhalt...nunja. Es ist sehr seichtes und meist wenig interessantes Geschwafel. Aber das ist nicht das schlimmste: Es ist sogar so geschrieben, als wolle man Leute ansprechen, die gar nicht aus der Tischtennisszene stammen. Ja wen um Himmels Willen denn sonst? Schachspieler? Von einem Tischtennis-Fachmagazin erwarte ich auch Insiderberichte und Hintergründe. Wenn ich tolle Bilder haben will, kaufe ich mir andere Hochglanzmagazine.
Zu allem Überfluss ist der Inhalt meist auch noch ordentlich veraltet. Wenn im Oktober eine Europameisterschaft statt gefunden hat, gibt es irgendwann im November einen Bericht darüber, der exakt das wiedergibt, was ich schon im Internet erfahren konnte. Toll.
Ähnliches sieht es mit den "Regionalseiten" (diese schwarz-weiß-Seiten in der Mitte des Heftes) aus. Die waren ursprünglich mal dafür gedacht, dass man Informationen direkt aus den jeweiligen Landesverbänden erhält. Da diese Berichte oftmals ehrenamtlich produziert werden, ist die Qualität ohnehin sehr schwankend, was ich aber nicht als problematisch ansehe. Schlimmer finde ich, dass die Landesverbände einfach alles hin schicken, was sie so haben und nicht extra produzieren müssen. Mal abgesehen davon, dass ich nach fast 20 Jahren Funktionärstätigkeit Siegerehrungsfotos vor hässlichem Hintergrund - aufgenommen mit billigen Kameras - nicht mehr sehen kann, ist der einzig relevante Inhalt das Ergebnis selbst. Sollte es mich interessieren, kann ich das aber bereits Wochen vorher auf der Homepage des Verbandes bekommen.

Absolut unkritisch

Am schlimmsten finde ich aber die dauerhafte Selbstbeweihräucherung und unkritische Berichterstattung. Negatives hört man eigentlich nur, wenn eine Nationalmannschaft so richtig enttäuscht hat. In der jüngeren Vergangenheit gelegentlich bei den Damen geschehen. Selbst die größte Umstrukturierung in der Geschichte des DTTB vor knapp zwei Jahren wurde in dem Heft kaum diskutiert. Es gab mal einen kurzen Bericht über einen DTTB-Bundestag und dass es da Streit gab und das Präsidium ein bisschen kritisiert wurde. Dass bei dem Konflikt Jahrzehnte alte Freundschaften zerbrochen sind, hochrangige Funktionäre sich gegenseitig verklagt haben und einzelne Bundesländer sogar gedroht haben aus dem DTTB aus zu treten (!!) wurde nur am Rande erwähnt. Mann stelle sich vor, was los wäre, wenn das im Fußball passieren würde.
Nicht einmal eine Glosse, Satire oder ähnliches kann man in dem Magazin finden. Da "tischtennis" aber nicht unabhängig ist, sondern eben direkt vom DTTB kontrolliert und auch zu großen Teilen finanziert wird, liegt der Verdacht nah, dass man da nicht viel kritisches haben will.

Ich brauche kein "tischtennis"

Der Tischtennis-Sport ist und bleibt eine Randsportart. Daran ändern die Weltmeisterschafts- und Olympiaerfolge der Herren in den letzten Jahren nichts. Auch die vielen Europameistertitel von Timo Boll helfen da nicht weiter. Leider scheinen die Macher aber zu glauben, dass man ein Magazin für die Allgemeinheit, ähnlich wie bei Fußballmagazinen, machen sollte.

Natürlich gibt es auch informatives in dem Magazin. So gehört die Rubrik "Regelfragen", bei denen Leser knifflige Regelfragen an die Redaktion stellen können, zu den wenigen Rubriken, die ich immer lese. Auch gibt es hier und da mal ein Interview, was nicht uninteressant ist. Aber mehr als eine halbe Stunde verbringe ich eigentlich nie mit einer Ausgabe.

Da ich im kommenden Jahr einen längeren Auslandsaufenthalt (nähere Infos dazu kommen noch) vor mir habe, habe ich die Gelegenheit genutzt und mein Abo für "tischtennis" zum Ende des Jahres gekündigt. Die aktuelle Ausgabe Dezember 2011 ist also meine letzte. Sollte sich das Magazin in naher Zukunft grundlegend ändern, bin ich vielleicht wieder bereit es zu abonnieren. Gerne gebe ich auch ein paar Tipps, falls gewünscht.

Ich überlege übrigens einen "kritischen Blog" über Tischtennis zu eröffnen und bräuchte dazu Leute, die mitmachen würden. Alleine ist das nicht zu leisten. Wer Interesse hat, kann sich bei mir melden.

Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen: Bye-bye tischtennis!