Dienstag, 8. November 2011

7 Tage Fasten - Das Fazit

Es ist nun schon einige Zeit her, dass ich mein Fastenprojekt abgeschlossen habe. Ich hatte noch ein kleines Fazit versprochen, bin aber leider erst jetzt dazu gekommen, was zu schreiben.

Wie ich schon in meinem ersten Blogeintrag zum Fastenthema kurz ausgeführt habe, war das Ganze für mich nur ein Experiment. Es diente weder einem gesundheitlichen noch einem politischen oder gar religiösen Zweck. Ich habe mir einfach schon seit längerem die Frage gestellt, wie einfach oder schwierig es eigentlich ist zu fasten. Interessant ist auch die Frage, inwieweit Fasten eigentlich alltagstauglich ist.

Die Vorbereitung

Als Vorbereitung darauf habe ich mal ein wenig im Internet gewühlt und mir die Tipps diverser Seiten durchgelesen. Auch in das eine oder andere Buch habe ich mal rein geschaut. Auf das komplette Durcharbeiten der Bücher habe ich aber verzichtet.
Beschäftigt man sich mit dem Thema, stellt man schnell fest, dass es viele verschiedene Arten von Fastenkuren gibt. Diese unterscheiden sich in der Art und Menge der Tees und Säfte, die man so in der Zeit zu sich nehmen darf und sollte. Hier gehen die Meinungen zum Teil weit auseinander. Das Ziel ist aber komischerweise bei allen gleich: Sich hinterher besser fühlen. Es geht nicht, wie man vielleicht annehmen sollte um Gewichtsabnahme oder um einen echten gesundheitlichen Effekt. Nein, das Primärziel ist schlicht "Sich besser fühlen!" Zum Thema Gewichtsabnahme sind sich die Ratgeber auch ziemlich einig: Fasten ist keine Diät!

Sich wohl fühlen

Wie aber erreicht man nun dieses wohlige Gefühl, dass einem die Fastenratgeber versprechen? Das Zauberwort hier heißt "Darmreinigung". Die meisten Fastenkuren gehen davon aus, dass ein gereinigter Darm ein glücklicher Darm ist. Und um einen sehr bekannten Werbespruch etwas frei zu zitieren: "Ist der Darm glücklich, freut sich der Mensch!"
Wie ich aus meiner eigenen Ausbildung (studierter Biologe und ausgebildeter Sanitäter) weiß, hat der Darm in der Tat einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Eine ganze Industrie hat sich dieses Wissen bereits zu nutze gemacht: die Joghurt-Industrie. Mit so griffigen Schlagworten wie "linksdrehende Jogurtkulturen" oder irgendwelchem "probiotischem" Krempel wird einem suggeriert, dass man da gaaaaanz liebe Mikroorganismen in den Körper lässt, die mal ordentlich aufräumen und den Darm liebkosen. Das Problem: Es gibt keinen Beweis dafür, dass das überhaupt funktioniert. Bevor nämlich die Joghurt-Kulturen in den Darm gelangen, müssen sie durch den Magen. Dieser hat eine sehr interessante Funktion: Er tötet Bakterien und Mikroorganismen weitgehend ab, damit diese sich nicht im Körper ausbreiten und Krankheiten verursachen können.

Wer sich mit fasten beschäftigt, merkt schnell, dass "sich wohl fühlen" ein sehr relativer Begriff ist. Generell ist Fasten immer als eine Art Gesamtkonzept zu begreifen, in dem es um Erholung und und Ruhe geht. So soll man "abschalten", in "Ruhe spazieren gehen" und sich auch mal "etwas gönnen". Nun wird sich der eine oder andere fragen, was man sich denn da noch gönnen könnte, wenn man doch fastet. Ich komme nicht umhin den Fastenanhängern eine gewisse masochistische Ader zu unterstellen, denn ein zentrales Thema ist immer wieder das Abführen und die schon angesprochene Darmreinigung. Wie man abführt ist eigentlich egal, Hauptsache es wird getan. Empfohlen wird dabei immer wieder der gute alte Einlauf! Aber auch Glaubersalz oder Sauerkrautsaft helfen den Darm ordentlich zu entleeren. Aber mal ehrlich: Wer will das wirklich und wer würde das als "wohlfühlen" bezeichnen? Vermutlich die gleichen Leute, die auch 200km-Läufe machen oder von 30m hohen Klippen springen.

Fasten als gesellschaftliche Anerkennung

Für mich sehr spannend waren die Reaktionen auf das Fasten. Es haben mich doch mehr Leute darauf angesprochen, als ich so erwartet hätte. Viele fragten mich "Warum machst du das?" und andere sagten, dass sie beeindruckt wären und sie das eigentlich auch schon immer mal machen wollten. Keiner hingegen sagte, dass er das vollkommen dämlich finden würde. Mein subjektiver Eindruck ist, dass Fasten allgemein durchaus anerkannt ist. Auch wenn es eigentlich kaum noch Gründe dafür gibt. Kaum jemand ist heute noch so religiös, dass er in der Fastenzeit tatsächlich auf Nahrung verzichtet und der medizinische Nutzen ist weitgehend unbewiesen. Trotzdem wird ein Fastender doch mit ein wenig Bewunderung angeschaut. Warum eigentlich?
Ich glaube, dass es an der Disziplin liegt, die man in aller Regel aufwenden muss, um das eigene Hungergefühl zu überwinden. Wir leben in einer Gesellschaft, die Disziplin, Frühaufsteher und Workaholics bewundert. Drogensucht wird als Krankheitsbild therapiert, während jemand, der eine krankhafte Sucht nach seiner Arbeit hat, als besonders erfolgreich gefeiert wird - ein Phänomen der Leistungsgesellschaft.

Fazit

Ich wurde ein paar mal gefragt, ob ich noch einmal fasten würde und die Antwort ist klar: Nein! Es erschließt sich mir keinen tieferer Sinn darin. Weder muss ich mir irgendwas beweisen, noch fühlte ich mich danach besser. Ich glaube, dass das "bessere Gefühl" eher eine Art Placebo-Effekt ist, den die Leute, die fest an die Wirkung glauben, auch verspüren. Vielleicht aber wirkt eine solche Fastenkur auch nicht bei jedem Menschen gleich. Die Verträglichkeit von Medikamenten ist ja auch nicht für jeden identisch.

Egal was es ist, ich assoziiere mit "wohl fühlen" weniger den Verlust als das Vorhandensein von Nahrung. Für mich ist Fasten also eher nichts.

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