Montag, 3. Juni 2013

Betriebssysteme für den Raspberry Pi

Bootbildschirm des Raspberry Pi
Wie ich vor kurzem bereits berichtet habe, steht bei mir seit einigen Tagen ein Raspberry Pi. Ganz genau steht bei mir das Modell B mit 2 USB-Anschlüssen, Netzwerk und 512 MB RAM.

Wer nicht weiß, was ein Raspberry Pi ist, dem sei vereinfacht erklärt, dass es sich dabei um einen Minicomputer in der Größe einer Scheckkarte handelt, der technisch gesehen weniger dem heimischen PC als vielmehr einem TabletPC oder einem Smartphone gleicht - wohlgemerkt TECHNISCH betrachtet. Optisch betrachtet ist es eine Platine mit ein paar Mikrochips drauf. Der Prozessor gehört zur Familie der ARM-Prozessoren, die auch in den meisten Smartphones und TabletPCs verbaut sind. Daher ist es beispielsweise nicht möglich Windows auf dem Raspberry Pi zu installieren.

Berichte über den Raspberry Pi gibt es viele. Die meisten beschränken sich allerdings auf irgendwelche Projekte mit dem offiziellen und empfohlenen Betriebssystem - dem "Raspian Linux" - realisiert wurden. Das Raspian basiert auf dem aktuellen Debian Linux "Wheezy" und enthält einige spezielle Anpassungen für den Raspberry Pi. 
Der Raspberry Pi


Da ich mich aber schon immer für verschiedene Betriebssysteme interessiert habe, habe ich zunächst getestet, welche Systeme eigentlich den Raspberry Pi unterstützen. Im Grunde kommen alle größeren Linux-Distributionen in Frage - außer Ubuntu. Ubuntu plant keinerlei Unterstützung für den Raspberry Pi. Ich bin noch nicht ganz fertig mit meinen ganzen Tests, aber hier schon einmal die ersten Ergebnisse:

Raspian/Debian

Das "offizielle" Linux für den Raspberry Pi heißt Raspbian und macht einen sehr guten Eindruck. Es gibt fertige Images, die man nur auf eine SD-Karte klatschen muss und es ist im Prinzip ein komplettes Debian. Der Unterschied besteht nur in ein paar kleinen Anpassungen, damit das System auf dem Raspberry ein wenig performanter läuft. Sehr nett ist das Skript raspi-config, mit dem man viele Systemeinstellungen sehr einfach und ohne große Linuxkenntnisse vornehmen kann. Ansonsten lässt es sich bedienen wie ein normales Debian. Es ist auch bereits eine grafische Oberfläche installiert, die man auch automatisch beim Boot starten lassen kann. Als Desktop kommt LXDE zum Einsatz. Das funktioniert auch ganz gut, aber spätestens wenn man versucht zu surfen oder ein Video zu gucken merkt man: der Raspberry Pi ist dafür eigentlich wenig geeignet. Man kann den Raspberry auch kontrolliert übertakten (ohne die Garantie zu verlieren!), aber das habe ich bisher noch nicht getestet. Nachteil ist auch, dass sich die Lebensdauer des Prozessor massiv verkürzen dürfte. 

Fazit: Gut für Linux-Einsteiger und für Leute, die den Raspberry Pi benutzen wollen ohne sich viel mit dem System zu beschäftigen.



LXDE auf Raspbian Debian


Gentoo

Aufgrund der Performanceprobleme bietet sich ein Test mit Gentoo Linux an. Gentoo unterstützt nativ diverse ARM-Prozessoren - unter anderem auch den auf dem Raspberry Pi. Gentoo ist eine Distribution, bei der alle Pakete selbst kompiliert werden und somit perfekt an die Hardware angepasst werden können. Der Vorteil macht sich in der Performance bemerkbar. Die Nachteile sind neben einer sehr hohen Komplexität in der Administration auch noch die Länge der Kompiliervorgänge. Es kann hier mehrere Tage dauern, bis das System steht. 
Ich habe testweise direkt auf dem Raspberry Pi kompiliert, was dann doch eine gewisse Quälerei darstellt. Es gibt auch die Möglichkeit die Pakete zu cross compilen, also auf einem deutlichen leistungsstärkeren Rechner zu produzieren und dann zu übertragen oder den Kompiliervorgang per distcc auf einem oder mehreren anderen Rechnern zu verteilen. Aber egal, wie man es macht, es ist ein wildes Gebastel. Ich habe schnell die Finger davon gelassen, werde aber aus Neugierde sicherlich mal wieder darauf zurück kommen.

Fazit: Nur für Gentoo-Fans und/oder Bastler geeignet.

Archlinux

Archlinux ist wie Gentoo ein Rolling-Release-System, das heißt es gibt keine festen Releases sondern man hat nach einem Update einfach immer das neuste System. Ganz simpel. Auch Archlinux unterstützt den Raspberry Pi direkt und es sind keine speziellen Anpassungen nötig. Im Gegensatz zu Gentoo arbeitet Archlinux aber mit Binärpaketen und man muss nichts kompilieren. Im Gegensatz zu Debian oder gar Raspbian gibt es bei einer frischen Installation aber keinerlei Einstellungen. Das System ist praktisch nackt. Das hat den Nachteil, dass man alles von Grund auf einrichten muss, hat aber den sehr angenehmen Vorteil, dass man nur das installieren muss, was man auch wirklich benötigt. Es gibt keine vorinstallierten Ressourcen fressenden Dienste im Hintergrund, die man gar nicht benötigt. Daher ist Archlinux mein bisheriger Topfavorit auf dem Raspberry Pi. Es ist schnell und auch sehr modern. Der Nachteil ist ganz klar die Komplexität. Archlinux ist alles andere als eine Einsteigerdistribution und sie verändert sich ständig. Aber gerade wer Performance benötigt, sollte sich mit Archlinux beschäftigen.

Fazit: Für mich das bisher beste Linux für den Raspberry Pi, da schnell und aktuell.

FreeBSD

FreeBSD ist mein offizielles Lieblingssystem! Ich habe es jahrelang auf dem Desktop verwendet und bin nur etwas widerwillig auf Linux umgestiegen, weil FreeBSD im Desktop leider einige Schwächen aufweist, als Serverbetriebssystem ist es aber fantastisch.
FreeBSD verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie Gentoo, ist dabei aber etwas weniger komplex. Auch hier wird viel kompiliert, allerdings gibt es auch eine einfache Möglichkeit vorkompilierte Pakete zu installieren. 
Der Raspberry Pi wird derzeit noch nicht vollständig von FreeBSD unterstützt. Lediglich FreeBSD 10, was sich derzeit noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, unterstützt das Gerät. Die Entwickler haben sich aber zum Ziel gemacht den Raspberry Pi vollständig zu unterstützen. Das wäre toll, denn dann könnte man so verrückte Sachen wie jails oder ZFS auf dem Raspberry nutzen. Ich bin jedenfalls gespannt!

Fazit: Ist bereits benutzbar aber noch in einem frühen Entwicklungsstadium.

Was werde ich noch testen?

Es gibt noch einiges zu testen. Auf meiner Liste stehen von den Linuxen noch Fedora und Slackware. Des weiteren werde ich mir mal den Port von NetBSD anschauen und Plan9 soll auch eine Raspberry Unterstützung bieten. Zu guter letzt werde ich mal einen Blick auf einen Dinosaurier der Betriebssysteme werfen, nämlich auf RiscOS
Außerdem werde ich die Multimediafähigkeiten des Gerätes mal näher unter die Lupe nehmen. Es scheint ja ein gewisser Hype zu sein aus dem Gerät ein Multimediacenter mit Xbmc zu machen. Einige Blog- und Foreneinträge lassen aber schon darauf schließen, dass das weniger gut funktioniert als erhofft. Ich halte euch auf dem Laufenden!





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